Hier Bestiarium haben die Chronisten allerlei Wissenswertes über die schrecklichsten Kreaturen niedergeschrieben, die einem wagemutigen Abenteurer auf Reisen über den Kontinent Solandien begegnen könnten.

Die Goblins

Ein typischer Goblin ist nur etwa einen Schritt groß und somit noch etwas kleiner als ein durchschnittlicher Zwerg. Dafür bringen sie nicht einmal ein Drittel des Gewichts eines Zwergs auf die Waage. Am auffälligsten ist die ungesunde grüne Haut der hässlichen Kreaturen – sogar ihr Blut ist grünlich gefärbt. Goblins sind im wahrsten Sinne des Wortes Allesfresser: Sie bevorzugen knusprig durchgebratene Fleischstücke. Aber auch rohes Fleisch, Aas oder gar verschimmeltes Brot sind für den robusten Magen eines Goblins kein Problem.
Die Geschichtsschreiber sind sich uneins, ob diese Kreaturen nur ein schlechter Scherz des dunklen Gottes S'zaroz sind. Oder waren sie sein erster und missglückter Versuch, eine Rasse von boshaften Monstern zu kreieren? In jedem Fall haben die Kreaturen sieben Finger an der linken und sechs an der rechten Hand – ein deutlicher Hinweis auf die unheilige Zahl Dreizehn, die allgemein S’zaroz zugeordnet wird.
Das Fressen ist den Goblins stets näher als die Religion – am ehesten gelten ihre Gebete ihrem Schöpfer S’zarozs. Nicht zu Unrecht sind Goblins als feige und hinterhältig bekannt. Die angesehensten Berufe in ihren Stämmen sind Jäger, Meuchelmörder und Räuber. Eine eigene Sprache im eigentlichen Sinne besitzen sie nicht. Dafür verständigen sie sich mit einer kruden Mischung aus Wortfetzen aus den Sprachen der Orks und Menschen.
Es gab schon mehrere Versuche von Menschen, Zwergen und Elfen, diese kleinen fiesen Kreaturen gänzlich auszurotten. Aber weil Goblins ebenso zäh und fruchtbar wie auch anpassungsfähig sind, gibt es immer wieder Landstriche, die von dieser Plage heimgesucht werden.

Die Orks

Der dunkle Gott S’zaroz, die Schlange, ist der Schöpfer des grünhäutigen Volkes der Orks. Der Legende nach nahm S’zaroz die garstigsten Charakterzüge der drei vernunftbegabten Rassen des roten Blutes: die Arroganz der Elfen, den Jähzorn der Zwerge und die Gier der Menschen. Alle diese schlechten Eigenschaften verstärkte er angeblich um das Zehnfache, um daraus die Seelen der Orks zu schmieden.
Für die Körper der Orks, durch deren Adern pechschwarzes Blut fließt, kombinierte der Gott der Dunkelheit die Gewandtheit der Elfen mit der Zähigkeit der Zwerge. Allerdings war er damit nur zum Teil erfolgreich. So sind Orks ungewöhnlich schnell, aber eben nicht so gewandt wie Elfen und auch außerordenlich robust, aber eben nicht so zäh wie Zwerge.
Das grünliche Gesicht eines jeden Orks wird von knochigen Stirnwülsten und raubtiergleichen Zähnen dominiert. Ein durchschnittlich großer Ork überragt die meisten Menschen wohl um gut einen Kopf. Wie alle Geschöpfe S’zarozs haben die Orks insgesamt genau dreizehn Finger.
Im Vergleich zu eher tumben Kreaturen wie Goblins oder Ogern wirken die Orks fast schon wie eine Hochkultur. Sie haben ihre eigene Sprache entwickelt, welche für menschliche Ohren allerdings nur aus Knurr- und Zischenlauten zu bestehen scheint. Orks beherrschen die Metallverarbeitung, stellen Waffen und Rüstungen her, betreiben rudimentär Landwirtschaft, haben Dörfer und sogar ganze Festungen erbaut.
Aber die beiden einzigen wirklich angesehenen oder erstrebenswerten Berufe für einen Ork sind Krieger oder Hexenmeister. Ein orkischer Hexer macht sich ähnlich wie ein menschlicher Magier arkane Kräfte zunutze, verlässt sich hierbei jedoch mehr auf Intuition als auf Berechnungen und Wissenschaft.
Mit Ausnahme einiger weniger Orkstämme, die sich von S’zaroz losgesagt haben und zu Marlox beten, verehren die Orks einzig ihren Schöpfer, den Gott der Dunkelheit.
Da die Orks sich in zahlreiche regionale Stämme untergliedern, ist es eine historische Seltenheit, wenn ein Kriegsfürst alle Orkstämme unter einem einzigen Banner vereint. Der bekannteste und gefürchtetste Clan ist der Stamm der Ka’Tosh. Nur die Ka’Tosh haben es geschafft, die Bestien zu unterwerfen, die man Blutwölfe nennt, und diese sogar als Reittiere zu nutzen.

Die Trolle

Die Trolle sind das einzige Volk, welches nicht von Göttern geschaffen wurde. Der Legende nach haben sie sich vor Urzeiten ohne göttliches Wirken selbst aus dem Stein gemeißelt. Zu Wesen aus Fleisch und Blut sollen sie erst durch ihre fleischhaltige Ernährung geworden sein.
Ein ausgewachsener Troll ist gut drei Schritt hoch und auch entsprechend breit gebaut. Die graue Haut der Trolle erinnert an felsiges Gestein.
Trolle sind gemeinhin nicht besonders religiös. Wenn sie beten, dann richten sie ihre Gebete zumeist an Ysdariah, die bekanntlich auch als Beschützerin der Trolle gilt. Auch die Felsen oder Steine selbst werden seltsamerweise von manchen Trollen fast wie Gottheiten verehrt.
Der Lebensraum der Trolle ist eine götterverlassene felsige Gegend südöstlich des Toten Gebirges. Da das steinerne Volk, wie es auch genannt wird, diesen Landstrich so gut wie nie verlässt, hält man die Existenz von Trollen im fernen Kaiserreich der Menschen zumeist für eine Art Märchen oder Legende.
Die Kultur der Trolle ist schlicht und naturverbunden. Sie nutzen in der Regel nur simple Waffen und Werkzeuge. Die Höhe ihrer Intelligenz ist aus Sicht des Menschenvolkes zumindest fragwürdig.
Der angesehenste Beruf ist neben denen des Kriegers oder Jägers der des Schamanen. Allerdings gibt es nur sehr wenige dieser magiebegabten Schamanen. Trollschamanen beherrschen eine Art von Naturmagie, die den arkanen Künsten der Magierakademien zwar ähnelt, aber doch ganz anders funktioniert.

Die Oger

Die Oger sind ein Volk von ebenso tumben wie gewaltigen Kreaturen. Bei dem dreifachen Gewicht überragen sie Menschen, Elfen oder Orks um einige Köpfe. Hässlichkeit und Gestank sind nur zwei der vielen schlechten Eigenschaften, die man den dickwanstigen Kreaturen zuschreibt. Aufgrund ihrer dicken Fettschicht kleiden sie sich auch im Winter nur mit einem Lendenschurz aus Fell.
Wie bei allen Kreaturen S’zarozs haben die Oger normalerweise dreizehn Finger – allerdings hat man oft auch nur elf oder zwölf Finger an den Händen eines Ogers gezählt. Ganz offensichtlich hat sich S’zaroz bei ihrer Erschaffung einen schlechten Scherz erlaubt, denn in den großen Köpfen steckt ein Intellekt noch unter dem niedrigen Niveau der Goblins.
Genau wie das Volk der Goblins haben auch die Oger keine eigene Sprache entwickelt. Sie bedienen sich einiger Wörter aus den Sprachen oder Orks oder Menschen – wenn überhaupt.
Allerdings sind die Oger auf dem Schlachtfeld aufgrund ihrer Zähigkeit und der überlegenen Körperkräfte gefürchtete Gegner. Die schweren Ogerkeulen zertrümmern sowohl Knochen als auch Rüstungen.
Glücklicherweise sind die primitiven Kreaturen nicht besonders fortpflanzungsfreudig, so dass es sehr unwahrscheinlich ist, während einer Reise durch Solandien auf einen leibhaftigen Oger zu treffen. Gerüchten zufolge hausen sie im hohen Norden, dort wo es selbst für Orks zu ungemütlich ist.